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Wenn zwei Menschen sich finden, kann dies sehr erfüllend und eine wahre Bereicherung sein. Auch in der Familie kann das Zusammenleben richtig Spaß machen, wenn die Familienmitglieder mit einander verbunden sind und am Leben der Anderen teilhaben. Wichtige Bestandteile eines gelingenden Miteinanders sind dabei sich zusammen freuen, Zärtlichkeiten austauschen, gegenseitig trösten und auffangen und aber auch fördern und Grenzen setzen.
Dass das Zusammenleben gelingt, ist nicht selbstverständich. Es braucht dazu einige, wichtige Fähigkeiten. Zum Beispiel hilft eine offene, gewaltfreie Kommunikation, den gegenseitigen Ausdruck von Liebe und Zuneigung und eine unterstützende und fördernde Haltung. Schwierig wird es, wenn eingefahrene Verhaltensmuster immer wieder zu Reibung und Konflikte führen oder auch ein Verschweigen der Probleme dazu führt, dass die Verbundenheit zum Anderen verloren geht und man sich auseinander lebt.
Wer selbst eine schwierige Geschichte hat, dem wird die Beziehungsgestaltung in der Partnerschaft und/oder in der Familie besonders schwerfallen. Wenn eine Person nie gelernt hat, was Beziehung, Offenheit und Austausch wirklich bedeuten, kann sie diese Dinge nicht, wenn sie eine Partnerschaft eingeht oder eine Familie gründet. Dies belastet nicht nur die Partnerschaft, es führt auch dazu, dass die eigenen Kinder darunter leiden. Durch bestimmte psychische Mechanismen werden traumatische Erfahrungen aus der Kindheit mit dem Partner oder den eigenen Kindern wiederholt nachgespielt (Reinszenierung). Manchmal geben Eltern ihren Kindern (obwohl sie das nie so wollten) die Gewalterfahrung, die sie selbst erlebt haben, weiter. Manchmal läuft es genau ins Gegenteil, was aber durch ein Zuviel an Liebe und Fürsorge dazu führt, dass das Kind nicht selbstständig werden kann. Diese Mechanismen laufen ganz automatisch und die Person ist unfrei darin, diesen nachzugehen.
Ein sehr häufiges Beispiel ist das Setzen von Grenzen. Wenn ein Mensch in der eigenen Erziehung mit körperlicher und/oder psychischer Gewalt bestraft wurde, möchte er diese Erfahrungen dem eigenen Kind oder Partner verwehren. Er unterdrückt jegliche Art von Aggression, damit es niemals eine gewaltähnliche Reaktion gibt. Dabei bekommt das Gegenüber keine Grenzen aufgezeigt, ihm wird alles hinterhergetragen und rechtgemacht. Nebenbei aber wird das Kind oder der Partner zu einem egozentrischen und unselbständigen Erwachsenen, da er lernt, dass ihm alles zukommt und der Alltag sich um ihn dreht. Obwohl die Person es nur gut gemeint hat, passiert das, was sie vermeiden wollte. Es wiederholt sich die Traumatisierung, auch wenn diese sich jetzt ins Gegenteil entwickelt hat. Eigentlich möchte die Psyche durch das Nachspielen der Traumatisierung, diese aufarbeiten. Bis es dazu kommt, braucht es eine gute Selbstwahrnehmung und viel Reflektion. Auch müssen neue Fähigkeiten, die für ein wirkliches Miteinander notwendig sind, erlernt werden.
Ziel einer Paar- oder Familientherapie ist es, eine klare, offene Kommunikation zu gestalten und dadurch die Verbundenheit mit einander (erneut) zu entwickeln. Dies geht über das Suchen nach Auslösern für „alte“ Verhaltensmuster. Diese Muster werden bewusst gemacht und die Quelle dieser Muster in der eigenen Geschichte wird aufgezeigt. So kann die traumatische Erfahrung aufgearbeitet werden, das Reinszenieren hört auf und die Psyche kann neue Möglichkeiten der Beziehungsgestaltung erlernen. Ein weiteres Ziel ist es, dass alle Mitglieder der Familie lernen, ihr Teil der Verantwortung für das Miteinander zu übernehmen. Es wird in erster Linie die Selbstwahrnehmung gestärkt, damit parallel auch das Sehen des Anderen möglich wird. Dabei wird die Fähigkeit entwickelt, die Gefühle und Bedürfnisse des Anderen hinter seinen Wörtern zu erkennen und darauf stimmig zu reagieren. Auch das Bewusstwerden der eigenen Bedürfnissen und diese Ausdrücken zu können, sind wichtige Fähigkeiten, die notwendig sind, um stimmig eine Beziehung zu gestalten.
Wichtig ist, dass beide Partner oder alle Familienmitglieder bereit sind, sich für die Beziehung einzusetzen. Wenn dies nicht der Fall ist, kann zuerst über eine Einzeltherapie an der eigenen Beziehungsfähigkeit gearbeitet werden. Auch dies ermöglicht neue Wege in der Partnerschafts- und Familiengestaltung.